Sportstadt Schwerin in Gefahr?

Teamsportvereine fordern Rettungspaket für die nächsten Jahre / Stadtsportbund informiert und berät

Schwerin • 18.104 Sportlerinnen und Sportler, davon 5.300 Kinder und Jugendliche, trainieren eigentlich in 107 Vereinen in Schwerin. Derzeit allerdings nicht oder nur unter besonderen Auflagen. Die Pandemie bremst das Vereinsleben aus. Aushängeschild für die Stadt sind dabei große Teamsportvereine im Volleyball, Handball, Fußball und Boxen, die zu ihren Heimwettkämpfen normalerweise tausende Fans in Stadien oder Hallen begeistern.

Die fünf großen Teamsportvereine haben 2.475 Mitglieder und saisonale Fixkosten von rund 1,7 Millionen Euro zu bewältigen. Nun bangen sie wegen der Einschränkungen um ihre Zukunft und fordern für die kommenden Jahre zusätzliche Unterstützung von der Stadt. „Wir werden das alleine nicht schaffen“, so Michael Evers, Geschäftsführer des SSC Palmberg Schwerin. „Wenn wir jetzt nicht die richtigen Entscheidungen treffen, wird es keine Sportstadt Schwerin mehr geben.“ Insbesondere die professionalisierten Sportarten haben durch Saisonabbrüche erhebliche Ausfälle.

Sie rechnen mit einem Defizit in Millionenhöhe, da Einnahmen aus Ticketverkäufen fehlen und Sponsoren aus wirtschaftlichen Gründen aussteigen. Schon jetzt haben sie Umsatzeinbußen von knapp 330.000 Euro. Bei den Volleyballerinnen des Bundesligisten SSC Palmberg Schwerin und bei den Drittliga-Handballern der Mecklenburger Stiere ist die Situation bereits kritisch. Spielerverträge laufen, Mitarbeiter müssen bezahlt werden. „Das Kurzarbeitergeld kann uns zum Teil entlasten, aber das reicht hinten und vorne nicht“, stellt Patrick Bischoff, Geschäftsführer der Mecklenburger Stiere Spielbetriebs GmbH, fest. „Wir können uns ausrechnen, dass es nicht mehr lange dauert, bis wir aufgeben müssen.“ Im April hat das Land Mecklenburg-Vorpommern kurzfristig einen Hilfsfond in Höhe von knapp 3,5 Millionen Euro für das Sportleben eingerichtet, um die Liquidität in den Vereinen des Landes zu sichern.

Fünf Teamsportvereine sind nun in der Interessengemeinschaft „Sportstadt Schwerin“ organisiert, um über ein Rettungspaket zu verhandeln. In ersten Gesprächen mit der Stadtspitze und Fraktionsvertretern erläuterten sie die Situation und brachten Ideen vor, welche Maßnahmen sinnvoll wären. Nun wollen Stadtverwaltung und Politik prüfen, wie so ein Rettungspaket aussehen kann.

Auch andere städtische Vereine sind verunsichert. Dirk Pollakowski, Geschäftsführer des Stadtsportbundes (SSB) kämpft um „seine“ 107 Schweriner Sportvereine. „Wir informieren unsere Vereine regelmäßig, damit sie sich auf die kritische Situation einstellen und vor allem ihre Mitglieder seriös informieren können“, so Pollakowski. „Ich kann allen nur empfehlen, die offiziellen Informationswege zu nutzen und lieber einmal mehr bei uns anzurufen. Nicht alles, was über die Medien transportiert wird, stimmt.“

Dirk Pollakowski hat volles Verständnis, wenn sein Telefon auch mal abends klingelt. Alle Vereine sind ehrenamtlich geführt. Und genau diese Ehrenamtler müssen Entscheidungen für den Fortbestand ihrer Vereine treffen. Nur 15 der 107 Vereine haben Festangestellte. Da gäbe es keinen Feierabend und geholfen werden müsse immer sofort. Einen existenzbedrohten Verein konnte der SSB durch gezielte Beratung schon retten. „Wir tun derzeit alles, um den Vereinen in ihrer Liquidität Luft zu verschaffen. Geleistete Förderungen stehen bei Ausfall von Projekten und Veranstaltungen erstmal nicht zur Rückzahlung an. Vereinsförderungen und kommunale Zuschüsse wurden vorzeitig bearbeitet und ausgezahlt“, sagt Dirk Pollakowski. Eine seiner größten Sorgen derzeit: „Sportler müssen in diesen Monaten zu ihren Vereinen stehen und die Mitgliedsbeiträge bezahlen, sonst gibt es ihren Verein vielleicht demnächst nicht mehr.“

Kontakt des SSB: Telefonisch unter der Nummer (0385) 79 88 10 oder per Mail an info@stadtsportbund-schwerin.de, Förderanträge zum Download gibt es unter www.lsb-mv.de/sportfoerderung.

hh

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